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Höffe, Otfried

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Lebenslauf

Geboren: 12. September 1943 in Leobschütz (heute Polen)

Otfried Höffe studierte von 1964 – 1970 Philosophie, Geschichte, Theologie und Soziologie in Münster, Tübingen, Saarbrücken und München. 1971 promovierte er mit einer Studie zur praktischen Philosophie des Aristoteles. Von 1974 – 1975 habilitierte er sich in München im Fach Philosophie mit der Arbeit „Strategien der Humanität. Zur Ethik öffentlicher Entscheidungsprozesse“. Von 1976 – 1978 lehrte er Philosophie an der Universität Duisburg. Von 1978 – 1992 hatte er einen Lehrstuhl für Ethik und Sozialphilosophie in Fribourg (Schweiz) inne und stand dem Internationalen Institut für Sozialphilosophie und Politik als Direktor vor. Seit 1992 ist er ordentlicher Professor für Philosophie an der Universität Tübingen und seit Juni 2009 Präsident der Nationalen Ethikkommission der Schweiz.


Bedeutung

Otfried Höffe ist ein zeitgenössischer deutschsprachiger Philosoph und einer der namhaftesten Vertreter der praktischen und vor allem politischen Philosophie. Besonders seine Arbeiten zur Ethik, zu Aristoteles und zu Immanuel Kant haben ihn bekannt gemacht.


Lehre und Gedanken

Otfried Höffes Interessenschwerpunkt ist das weite Feld menschlicher Praxis, die Praktische Philosophie. Insbesondere beschäftigen ihn dabei Fragen der Ethik, der Rechts-, Staats- und Wirtschaftsphilosophie sowie Gerechtigkeitstheorien und das Problem einer globalen Rechtsordnung. Dies sind für Höffe Bereiche der Philosophie, die nicht auf traditionelle Autoritäten festgelegt sind: weder auf gesellschaftliche Konventionen noch hergebrachte Ordnungen, religiöse Grundsätze oder heilige Schriften. In diesen Bereichen könne sich Philosophie noch als „Anwalt der Menschheit“ verstehen.
Zielpunkt von Höffes Überlegungen ist die Bestimmung von Grundsätzen für Recht, Staat und Politik in interkulturellen Gerechtigkeitsdiskursen, so dass den verschiedenen Individuen, Kulturen und Traditionen ein humanes Leben und Zusammenleben ermöglicht ist.
Dabei greift Höffe auf klassische Vertragstheorien von Hobbes über Kant bis Rawls zurück. Dass selbst eine Gemeinschaft von Teufeln sich gemeinschaftlich, d. h. auch vertraglich organisieren müsse, um zu überleben, hat Höffe in einem Satz, der zugleich Titel eines 1988 erschienenen politisch-philosophischen Essays ist, eindrücklich formuliert:

„Den Staat braucht selbst ein Volk von Teufeln.“ (Otfried Höffe: Den Staat braucht selbst ein Volk von Teufeln)

In seinem neuesten Werk „Ist die Demokratie zukunftsfähig?“ setzt sich Otfried Höffe mit der zunehmenden Demokratieskepsis auseinander, die aus der Ohnmacht der westlichen Politik gegenüber den weltweit sich zuspitzenden sozialen, ökonomischen und ökologischen Problemen resultiert. Er unterzieht dabei das (westliche) Demokratiemodell einem Zukunftstest. So untersucht er die Faktoren, die es demokratischen Systemen ermöglichen, Verantwortung für die Zukunft zu tragen und damit letztendlich ihre eigene Legitimationsgrundlage zu sichern. Eine besondere Zukunftsfähigkeit kann er der Demokratie jedoch nicht bescheinigen. In der Gegenüberstellung unterschiedlicher Handlungsmodelle und politischer Ordnungen erweise sich die Demokratie aber als die beste vorhandene Alternative. Im Vergleich zu anderen Systemen verfüge sie über Ressourcen, die sie auf neue Herausforderungen angemessen und flexibel reagieren ließe.


Hauptwerke von Otfried Höffe

„Den Staat braucht selbst ein Volk von Teufeln. Philosophische Versuche zur Rechts- und Staatsphilosophie“ (1988)
Otfried Höffe: Den Staat braucht selbst ein Volk von Teufeln. Stuttgart: Reclam 1988.

„Politische Gerechtigkeit. Grundlegung einer kritischen Philosophie von Recht und Staat“ (1989)
Otfried Höffe: Politische Gerechtigkeit. Frankfurt /M.: Suhrkamp 2003.

„Ist die Demokratie zukunftsfähig? Über moderne Politik“ (2009)
Otfried Höffe: Ist die Demokratie zukunftsfähig? Über moderne Politik. München: C. H. Beck 2009.


Quelle: Ernst Klett Verlag GmbH
Ort: Stuttgart
Quellendatum: 2009

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